Probleme bei der zweiten Ausfahrt


Entschuldigt den verräterischen Titel – auch wenn klar ist, dass die Geschichte noch etwas dramatischer wird, fängt sie ganz entspannt an:
Am 4. Juni waren wir Segeln, endlich haben wir beide Segel ausprobieren können. Es war ein schöner Tag, leicht bewölkt, nicht so viel Wind, aber ausreichend. Gabriele, ein Freund aus Sizilien mit jahrelanger Erfahrung auf traditionellen Segelbooten, ist mit uns mitgefahren.

Der Wind ist aus Nordwesten gekommen, das bedeutet, das wegfahren aus Flensburg geht gut und das zurückfahren nicht so – da muss man dann entweder kreuzen oder unter Motor fahren. Aber zuerst sind wir mal schön mit achterlichem Wind aus Flensburg hinausgefahren. Wir haben ein paar Mal gehalst, das geht mit Erato so ganz gemütlich und unkompliziert. Ein Stück sind wir auch „Schmetterling“ gefahren, also ein Segel backbord und ein Segel steuerbord, eben wie Flügel.
Schließlich haben wir beschlossen, dass es Zeit für die Heimreise wird. Erst haben wir ein bisschen gekreuzt, aber weil wir noch Pizza essen wollten, haben wir irgendwann doch die Segel eingeholt und den Motor angeschmissen. Leider waren wir unter Motor sehr langsam. Unsere Vermutung war, dass der Propeller über den Winter mit Muscheln und Pocken zugewachsen ist, und wir deswegen langsamer sind als im Herbst, aber wir waren so langsam, dass es uns wirklich komisch vorgekommen ist. Nach ungefähr einer halben Stunde steigt Georg hinunter ins Boot und sagt: „Steht hier Rauch drin?“ Das bedeutet natürlich, sofort den Motor ausschalten und nachschauen, ob irgendwas am Motor qualmt oder bremmt. Unter der Motorabdeckung war dann zum Glück kein weiterer Rauch zu sehen, ABER: Ein Staub / Pulver, ähnlich Sägemehl, war rund um das Getriebe und die Antriebsriemen verteilt.

Auf diesem Foto habe ich einen Teil davon schon weggekehrt, aber man sieht noch immer einen hellen, orange/ockerfarbenen Schleier. Auch gut zu sehen sind die vier Riemen, die die Drehung des Motors auf die Propellerwelle übertragen. Auch gut zu sehen ist, dass die Riemen nicht gleichmäßig gespannt sind – hier auf dem Foto sozusagen auf der Oberseite sieht man, dass die vier Riemen verschieden weit „hochstehen“. Wie man sich vorstellen kann, ist das gar nicht gut. Denn wenn die Riemen zu wenig gespannt sind, schleifen sie durch (daher das vermeintliche Sägemehl) und können die Kraft des Motors nicht auf den Propeller übertragen. Das Resultat: Man wird langsamer, weil sich der Propeller nicht mehr schnell dreht. Und irgendwann dreht er sich gar nicht mehr und man kommt nicht mehr vorwärts.
Tja, und hier haben wir sie, die Erklärung für unsere langsame Fahrt! Das Blöde war, dass wir noch einige Seemeilen von Flensburg entfernt waren und klar war, mit diesen Riemen schaffen wir das nicht. Also Segel wieder rauf und weiter kreuzen, und weiter kreuzen, und noch ein bisschen kreuzen, um so nah wie möglich an den Flensburger Hafen zu kommen. Wir haben uns gedacht, die letzten zehn Minuten werden die Riemen schon noch durchhalten, also wir kreuzen, bis der Wind wirklich von vorne kommt, und schaffen es mit letzter Kraft noch in die Marina.

Das Kreuzen war eigentlich sehr schön, die Sonne ist noch mal herausgekommen und wir haben Schweinswale ganz nah am Boot gesehen. Allerdings ist es dann langsam dunkel geworden, also so entspannt waren wir dann langsam nicht mehr. Und leider haben die Antriebsriemen auch die letzten paar hundert Meter nicht mehr geschafft – wirklich knapp vor „zu Hause“ ist nichts mehr gegangen. Es war schon dunkel, hat zu regnen begonnen und durch den zwar schwachen aber direkt von vorn kommenden Wind sind wir nicht mehr vom Fleck gekommen. Der Wind hat uns langsam Richtung Ufer getrieben, somit war es auch zu spät, jemanden anzurufen, der uns abschleppt. Mit letzter Kraft haben wir es ans gegenüberliegende Ufer geschafft und uns an einen rostigen Kahn ins Päckchen gelegt.

Hier sieht man hinter dem rostigen Kahn unsere beiden Masten mit den irgendwie um die Bäume gewickelten und gebundenen Segeln. Zusätzlich zu den Antriebsproblemen sind nämlich beim (etwas gestressten) Segeleinholen zwei der Rollen gebrochen, die dafür sorgen, dass man die Segel schön ordentlich in den Baum einrollen kann. Wir haben sie also irgendwie runtergezogen und festgebunden.

Und dann waren wir noch bei Gabriele Pasta essen und um halb zwei in der Früh endlich im Bett. Was für ein Tag!


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