Die nächsten Tage waren ganz großartig. Nach der wackligen Nacht vor Fynshav sind wir am 7.7. weiter Richtung Ærø. (Georg hat sich am Vormittag vor der Abfahrt noch schnell ordentlich in den Daumen geschnitten und auf den Zeigefinger gehämmert, so dass eine schöne Blutblase entstanden ist, sonst wärs ja fad.) Abwechselnd Sonne und Wolken, halber Wind, keine lange Strecke bis zum nächsten Ankerplatz, wirklich ein guter Segeltag! Die Krönung war, dass wir nicht geankert haben, sondern an einer Boje festgemacht. Der Verein Danske Tursejler bringt im Sommer in ganz Dänemark um die 300 Bojen aus, an denen man gratis für 24 Stunden liegen darf. Das ist wirklich ein netter Service. Unsere Boje war ziemlich dicht an Land, also haben wir nicht weit rudern müssen um endlich, nach vier Tagen ohne Landgang, mal wieder spazieren gehen zu können.

Wir sind den Strand entlanggegangen, ich habe Melde fürs Abendessen gepflückt, der Wind hat in den Bäumen gerauscht und es war einfach wunderschön. Einen Schuh hab ich fast im Gatsch verloren (bin bis zu den Knöcheln im stinkenden Matsch eingesunken, toll war das), beim Leuchtturm haben wir Kirschen vom Baum gegessen und die Rosen am Strand haben geduftet. Ein Reh haben wir auch gesehen.





Am nächsten Tag sind wir gemütlich zwei Stunden weiter nach Südosten gefahren und haben uns in der Nähe von Ærøskøbing in einer Bucht vor Anker gelegt, die perfekt vor Wind aus allen Richtungen (das erinnert mich an einen Ö1 Sendungsnamen), bis auf Nordwesten, schützt. Dort sind wir drei Nächte geblieben.
Wir waren schwimmen und spazieren und haben uns einsam gefühlt. Das klingt vielleicht unerwartet oder unpassend, aber irgendwann muss ich darüber schreiben: Wir sind einsam. Wir vertragen uns sehr gut, aber wir haben seit Monaten (bis auf meine Woche in Wien Ende März) keine Freund*innen gesehen. Wir können die schöne Umgebung nicht genießen, weil wir lieber in Österreich wären und liebe Leute treffen würden. Zu dem Thema schreib ich wahrscheinlich mal in einem extra Blogeintrag mehr, jetzt nutze ich die Überleitung „liebe Leute treffen“ und erzähle von der netten Überraschung: Wir haben gerade in der geschützten Bucht den Anker fallen gelassen und räumen an Deck ein bisschen zusammen, da kommt eine klassische Glasfaser Segelyacht in die Bucht hinein und mehr oder weniger auf uns zu. Ich denke mir, die werden auch Ankern wollen und schauen, wo noch gut Platz ist. Dann kommen sie aber immer weiter auf uns zu und ich überlege schon, ob sie uns vielleicht etwas fragen wollen. Erst wie sie ganz nah sind, erkenne ich: Das sind Maxi und Dietmar, die wir in Egernsund in der Werft kennengelernt haben! Sie haben unser Boot erkannt und wollten uns begrüßen. So ein Zufall, dass wir sie hier treffen. Mai und Juni waren sie in Norwegen und jetzt sind sie auf dem Weg Richtung Bornholm. Ihren Anker lassen sie am anderen Ende der Bucht fallen. Am nächsten Tag hören wir ein Motorboot näher kommen, sie kommen zu Besuch! Es ist richtig schön, mit ihnen zu plaudern. Wir erzählen davon, dass wir es so anstrengend finden, dass an einem Boot immer irgendwas zu richten ist, sie trösten uns, das sei normal! Das beruhigt mich ein bisschen. Ich erzähle davon, dass wir es nicht geschafft haben, vor Sonderburg gegen die Welle zu kommen, auch da meint Maxi, das gehe allen so.
Nach dem Besuch sind Georg und ich besser gelaunt, unsere Einsamkeit hat sich etwas zurückgezogen.
Wir haben Besuch von einem Kormoran bekommen, der hat sich in unserem Beiboot sehr wohl gefühlt. Postkartenausblicke mit Windmühle haben wir bei einem Spaziergang genossen und mein persönliches Highlight waren die Miniseesterne, die sich auf unserer Ankerkette niedergelassen haben und die wir beim Ankerkette einholen vorsichtig runtergeklaubt haben.







gesegelte Strecke: von Fynshav bis zur Insel Ærø, dort an der Boje in der Nähe von Søby, am nächsten Tag weiter in die Ankerbucht bei Ærøskøbing
Koordinaten Boje: 54°57,62′ N 010°13,64′ E
Koordinaten Ankerplatz: 54°53,26′ N 010°22,71′ E