Am 3. Juli haben wir eine etwas längere Strecke vor uns gehabt, weil wir in eine bestimmte geschützte Ankerbucht wollten, für die folgenden Tage war stärkerer Wind angesagt.

Den Anker wieder aufnehmen hat ganz gut geklappt und nachdem wir weiter weg von Ufer waren, haben wir auch mehr Wind in den Segeln gehabt. Schnell sind wir trotzdem nicht gewesen, unser Boot ist einfach schwer und definitiv kein Rennboot. Es waren recht viel andere Boote unterwegs, dadurch haben wir gleich die „Vorrangregeln“ wiederholen können, das war gar nicht schlecht.
Mir hat der Segeltag sehr gefallen (Georg glaub ich eh auch, aber ich spreche mal nur für mich). Ich hab mir zwar eigentlich gedacht, dass mich Süddänemark nicht wahnsinnig interessiert, weil es halt flach ist, man sieht Äcker und Felder, Häuser aus Ziegeln und Windräder. Und es stimmt schon, besonders abwechslungsreich ist es nicht, aber ich habe es schon genossen, das Ufer so langsam vorbeiziehen zu sehen. Deutschland und Dänemark liegen da noch sehr nah beieinander, also man kann wirklich die einzelnen Häuser am Ufer betrachten.

Am frühen Abend ist es sogar noch ein bisschen aufregend geworden: Die Bucht, die wir eigentlich als Ankerplatz für die nächsten Tage ausgewählt haben, hat sich als doch nicht so geschützt herausgestellt. Deswegen haben wir spontan umentschieden und sind doch noch weiter gefahren. Allerdings hat Georg unterwegs bemerkt, dass sich beim Kicker des hinteren Masts eine Niete langsam löst. So, das versteht jetzt niemand, also: Der Kicker besteht aus zwei ineinander gesteckten Alurohren. Diese sind mit einem Bolzen gesichert, so dass man sie nicht auseinander ziehen kann. Wenn man die Rohre ineinander drückt, stößt das innen laufenden Rohr auf einen Gummi. Diese Konstruktion läuft vom Fuß des Masts schräg nach oben Richtung Baum und sorgt dafür, dass der Baum auf der richtigen Höhe bleibt. Und die Verbindung der beiden Alurohre war ausgenudelt, statt einem Bolzen waren die Rohre genietet und die Nieten schon sehr mitgenommen. Georg hat sich Sorgen gemacht, dass die Nieten den weiteren Weg zu der neu ausgesuchten Ankerbucht vielleicht nicht mehr überleben und uns der Kicker unterwegs in seine Einzelteile zerfällt. Also haben wir das hintere Segel eingeholt und während ich mit dem Vorsegel weiter Richtung Bucht gesteuert habe, hat Georg den Akkuschrauber, Metallbohrer und die Nietzange herausgekramt und hat den Kicker repariert. Es hat alles gut funktioniert und um 21 Uhr haben wir in der geschützten Bucht den Anker fallen gelassen.
Ich war richtig stolz auf uns, dass wir während der Fahrt Reparaturen hinbekommen haben.
Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, was wir in den Tagen alles gemacht haben. Wir waren nicht an Land, weil wir uns noch nicht getraut haben, das Boot vor Anker allein zu lassen. Ich habe viel gelesen, das Boot zusammengeräumt, gekocht, mit einem weichen Besen den Bewuchs von unserem Rumpf abgeschrubbt… Es war schon sehr gemütlich, aber ganz entspannt war ich nicht. Ständig aufs Wetter schauen, überlegen, wann man weiterfährt und wohin, wie sich der Wind so entwickelt, das stresst mich auch jetzt noch. Das Wetter ändert sich so schnell, verlässliche Vorhersagen gibt es eigentlich nur für zwei Tage im Vorhinein, also ist längerfristige Planung schwierig.


An diesem Ankerplatz (vor Kegnæs, Nähe Hørup Hav) haben wir dann drei Nächte verbracht. Der Anker hat super gehalten, auch wenn die Böen mit um die 35 Knoten (etwa 70 km/h) zwischendurch schon bisschen stärker waren.
gesegelte Strecke: von Ochseninseln bis Kegnaes
Koordinaten Ankerplatz: 54°53,18′ N 009°55,51′ E