Aufbruch & erstes Mal Ankern


Am 2. Juli sind wir aus Flensburg weggefahren. So richtig weg, ohne das Vorhaben, wieder zurückzukommen.

Ich habe noch ein letztes Mal die Stockrosen fotografiert, die überall in so vielen roten und rosa Varianten blühen.

Unser einziges Ziel war, knapp zwei Wochen später Luki und Wiebke irgendwo in Süddänemark zu treffen. Also in Wahrheit ohne Ziel, weil Flensburg ist ja quasi schon Süddänemark.

In den Tagen vor der Abreise haben wir Vorräte gekauft wie blöd, damit wir im doch empfindlich teureren Dänemark nicht so viel einkaufen müssen. Ich habe eine Liste angefangen (und dann doch wieder aufgehört), welche Lebensmittel wir an Bord haben: 5 kg Nudeln, etwa 2 kg Reis, 1 kg braune Linsen, ein knappes Kilo Polenta, vier Gläser Marmelade (Preiselbeer, Orange, Himbeer, Marille, Erdbeer. Hoppla, waren doch fünf), zwei große Gläser Senf, sechs Dosen Kokosmilch, ungezählte Dosen Paradeiser, fünf Gläser vorgekochte Kichererbsen und und und…

Dann noch 12 Dosen Bier, eine Flasche weißen und zwei Flaschen roten Wein. (Wir wollten vorbereitet sein. Aber so viel trinken wir dann doch nicht, jetzt, gut zwei Wochen später, ist eine Flasche Weißwein weg und ich glaube sechs Bier.)

Dann waren wir noch einmal Diesel tanken und haben den Wassertank aufgefüllt und das wars! Gegen 17 Uhr am 2. Juli haben wir zum (vorerst) letzten Mal in Flensburg abgelegt. Da war es gerade ein bisschen windig und deswegen ein bisschen chaotisch, aber insgesamt hats ganz gut geklappt.

Wir sind nicht weit gefahren, nur bis zu den Ochseninseln, das sind zwei kleine Inseln auf der dänischen Seite der Flensburger Förde, bei denen man sehr schön ankern kann. Und das haben wir dann auch gemacht, geankert. Zum ersten Mal! Ich habe seit Monaten gesagt, dass ich unbedingt einmal Probeankern möchte, bevor wir dann „richtig“ unterwegs sind, damit wir nicht beim ersten Mal ankern schon vor Anker schlafen müssen. Eigentlich hätte ich mir denken können, das wir dazu nicht mehr kommen werden und, wie es dann auch war, das erste Mal ankern auch gleich unsere erste Nacht vor Anker wird.

Nach knapp zwei Stunden mit wenig Wind haben wir also zwischen der großen Ochseninsel und dem Festland den Anker fallen lassen! Ich habe vorher im Internet nachgelesen, wie man das genau macht: Hinfahren zum gewünschten Ankerplatz, bei der Tiefe, die einem passt, aufstoppen (=mit einem kurzen Schub Rückwärtsgas „stehenbleiben“), Anker bis zum Boden lassen und dann langsam rückwärts fahren, dabei die Ankerkette ausgeben, bis zu der gewünschten Länge. Warten, bis sich die Kette am Boden sortiert hat, das ruckelt anscheinend ein bisschen, und anschließend den Anker einfahren, also einmal kräftig rückwärts Gas geben. Da spürt man angeblich noch mal ein Ruckeln an der Kette und dann sitzt der Anker. Soviel zur Theorie. Wir haben es nicht geschafft, gerade nach hinten zu fahren, während die Ankerkette ausrauscht. Zwar haben wir uns schön in den Wind gestellt, so dass der uns eigentlich helfen sollte, aber wir sind trotzdem hin und her getorkelt und haben die Kette eher in Schlangenlinien verlegt. Das Einfahren, also kräftig rückwärts Gas geben, hat zwar die Ankerkette gut gespannt, aber geruckelt hat nichts mehr, anscheinend war der Anker schon vorher fest. (Daran hat sich bis jetzt nichts geändert, gute 12 Mal Ankern später ist das immer noch so: Wir versuchen, den Anker einzufahren, aber da ruckelt einfach nichts. Tja, bis jetzt hat der Anker immer gehalten, und wir haben schon ziemlich kräftigen Wind gehabt, also wirds schon passen.)

Nachdem wir ein bisschen gewartet haben, ob der Anker eh nicht rutscht, ist Georg an Land gerudert und hat von Annies Kiosk, einem berühmten Fast Food Kiosk, Burger und Pommes geholt. Und dann haben wir geschlafen, mit aktivierter Ankerwache (am Laptop wird die momentane Position markiert und wenn man sich zu weit davon entfernt, geht ein Alarm los). Wir haben ziemlich gut geschlafen – ähnlich wie damals, als wir das Boot zu Wasser gelassen haben und ich zuerst gefürchtet hatte, dass ich gar nicht schlafen kann und dann war es überhaupt kein Problem.

Das war der erste Reisetag! Er war nicht lang, weil wir erst am frühen Abend aus Flensburg weggekommen sind, aber trotzdem hat sichs gut angefühlt, endlich unterwegs zu sein. Das Gefühl, nicht mehr dorthin zurück zu müssen, von wo man weggefahren ist, war genau so befriedigend, wie ich es mir vorgestellt habe.

gesegelte Strecke: von Flensburg bis Ochseninseln

Koordinaten Ankerplatz: 54°51,7′ N 009°30,22′ E


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert