Am 6. Juli wollten wir von Kegnaes weiterfahren, entweder nach Mommark oder Fynshav. Da der Wind am Nachmittag und Abend ziemlich stark werden sollte, haben wir uns entschieden, früh loszufahren. Richtig früh, Wecker auf vier Uhr!
Ein Auszug aus dem Logbuch: „0500 bedeckt, kaum Wind. Unter Segeln Anker auf und abgelegt! 0713 Motor Start, Segel bergen. Zu viel Welle in der Bucht vor Sonderburg, keine Chance, dass wir dagegen ankommen. 0845 Motor aus. 0945 Motor an (kein Wind).“
Also viel auf und ab. Dazwischen noch kurz Panik, weil irgendwas beim Motorstart gequietscht hat – vielleicht der Keilriemen? Hoffentlich nicht unsere Antriebsriemen! Motor wieder aus, vorsichtig wieder an, Quietschen ist weg. Hmm. Und jetzt? Ohne Motor gehts nicht, also nervös unter Motor fahren und hinhören, ob sich das Geräusch verändert. Total entspannend. Dann gießts auch noch ordentlich, man sieht kaum noch was, das Meer schaut aus wie eine graue Wüste, in der es regnet: Miniaturdünen, auf die der Regen prasselt und die Tropfen eine sich ständig ändernde Kraterlandschaft schaffen. Schön eigentlich, und zum Glück ist unser Regengewand dicht.

Zu Mittag dann auf einmal Sonne und sogar ein bisschen Wind, Hurra!

Als wir bei Mommark vorbeifahren, dem ersten Hafen, in dem wir vielleicht anlegen und übernachten wollen, spricht er uns irgendwie nicht so an. Aber Wolken ziehen auf, übers Funkgerät ist auch schon eine Gewitterwarnung gekommen, ganz entspannt sind wir nicht mehr. Fahren wir weiter, in den Hafen bei Fynshav, oder doch rein nach Mommark? Naja, Fynshav ist nicht mehr so weit, fahren wir weiter, vielleicht ist der Hafen netter. Vor Fynshav frischt der Wind auf. Das ist nicht gut, wenn wir in den Hafen hinein wollen, weil so gut sind wir noch nicht im Anlegen, da ist uns Windstille viel lieber. Aber donnert es da irgendwo schon? Was tun, was tun?? Wir sind müde, wissen, dass in der Nacht 40 Knoten Böen blasen sollen und trauen uns aber eigentlich nicht zu, bei dem momentanen Wind im Hafen anzulegen. Aaaahhhhh. Wer entscheidet? Was meinst du, was willst du? Ok, rein in den Hafen – Motor an, Segel runter, Leinen herrichten. Ich nehme Kurs auf die Hafeneinfahrt, Georg sortiert die Leinen, eilig besprechen wir, welche Leinen wir nehmen, je nachdem, in welche Richtung wir anlegen. Knapp vor der Einfahrt merke ich, dass die Fender noch unter dem Beiboot liegen! Die herzurichten dauert noch einige Minuten, haben wir die noch? Der Wind frischt immer mehr auf. Ok, Abbruch. Weg von der Hafeneinfahrt, der Wind ist zu stark, einfach neben dem Hafen den Anker runter und das Gewitter abwarten. Zehn Minuten später regnet es, der Wind bläst, aber das Boot schaukelt sicher am Anker. Hui. Das war stressig. Wir sind ur müde, aber wollen nicht schlafen, weil der Wind noch zunehmen soll. Außerdem soll das Wasser bis zum nächsten Tag fallen, wie so oft bei starkem Westwind. Wir nehmen den Anker also noch einmal rauf und versetzen in etwas tieferes Wasser. Das ist unangenehmer, weil weiter weg vom Land und deswegen nicht so windgeschützt, dafür sitzen wir aber sicher nicht auf, wenn der Wasserstand sinkt.
So, aber jetzt können wir uns ein bisschen entspannen. Wir sitzen am Bett und würfeln, das Boot schwankt auf und ab. Georg bleibt sogar bis ein Uhr früh wach, weil da der Wind am stärksten bläst, ich bin schon um elf eingeschlafen. Was für ein Tag! Die Nacht war leider ziemlich unangenehm, schwankend und mit lautem Windgeheul, da schlaf ich immer schlecht.
Immerhin, jetzt wissen wir, dass der Anker auch bei 40 Knoten Böen hält.
Meine Gedanken zu dem Tag: Auch wenn Georg und ich zwischendurch lauter miteinander geworden sind, liegt das nicht daran, dass wir uns nicht vertragen, sondern nur an der beiderseitigen Überforderung und Ahnungslosigkeit. Vielleicht wäre es einfacher, wenn eine*r von uns total viel Ahnung vom Segeln hätte und wüsste, was zu tun ist, aber eigentlich finde ich es so auch gut. Wir lernen gemeinsam. Und ich muss sagen, Angst hab ich nicht gehabt. Unser Boot kommt mir so sicher vor, der Bereich, in dem man steuert und sitzt, ist gut geschützt vor den Wellen. Ich hab mir nur kurz Sorgen gemacht, dass wir Richtung (oder gegen die) Hafenmauer getrieben werden, aber das hat sich auch bald gelegt, weil ich dem Anker vertraue.
gesegelte Strecke: von Kegnaes bis Fynshav
Koordinaten Ankerplatz: 54°59,36′ N 009°59,66′ E