Theater
Ich gebe zu, ich war ziemlich überheblich und habe mir von dem kleinen Theater hier in Flensburg, eine Spielstätte der Schleswig-Holsteiner Landestheater, nicht viel erwartet. Aber bis jetzt bin ich wirklich begeister.
Wir haben im Oktober 2023 „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim gesehen und es war einfach richtig gut. Ein eher simples Bühnenbild (vielleicht auch deswegen, weil sie die gleichen Stücke auch in anderen Theatern hier in der Gegend spielen und dann ist es leichter zu transportieren?), der Chor war ganz in Ordnung, Kostüme super und vor allem die Sopranistin Anna Avdalyan (Johanna im Stück) und der Tenor Leopold Bier (Anthony) waren großartig. Georg findet es schon ein bisschen lustig, weil ich vor allem von Anna Avdalyan so schwärme, aber die hat einen leichten und sicheren Sopran, das ist einfach ein Wahnsinn.
Weil ich so begeistert war, habe ich vor allem nach Stücken gesucht, in denen sie mitwirkt. Und das war als nächstes, im Jänner, „Der arme Jonathan“, eine Operette von Carl Millöcker (habe ich vorher nie gehört). Auch das hat mir sehr gefallen! Die Geschichte ist eine klassische Operettengeschichte: ein sehr reicher Typ hat genug davon, dass ihn alle nur wegen seines Geldes toll finden und tauscht mit dem armen Jonathan, dessen größter Wunsch ist, reich zu sein. Der nunmehr reiche Jonathan stellt aber fest, dass Geld doch nicht alles ist.
Anna Avdalyan ist hier Jonathans Freundin Molly. Im Gegensatz zu Johanna in „Sweeney Todd“ ist das eine sehr lustige Rolle und ich habe so viel gelacht wie schon lang nicht mehr.
Der, wie ich mich vorher so schön ausgedrückt habe, „reiche Typ“ heißt Vandergold und gesungen hat ihn Robin Neck – ein junger Tenor, den ich auch ganz hervorragend finde.
Also nach „Sweeney Todd“ war auch „Der arme Jonathan“ ein voller Erfolg bei mir. Als nächstes steht Ende Mai „Peter Grimes“ von Bejamin Britten auf dem Programm, ich bin schon gespannt!
In der „Kleinen Bühne“ hat es „Heringstage“ gegeben – ein Puppentheater für Erwachsene. Sonja Langmack hat das Stück geschrieben, die Puppen gemacht und auch gespielt. Inhaltlich war es nett, ein Krimi, der hier in der Gegend spielt.
Die Handpuppen waren einfach nur Köpfe, an denen Kleidung nach unten hängt. Die Köpfe etwa so groß wie ein menschlicher Kopf, oder vielleicht etwas größer. Was mir so gut gefallen hat war, dass die Münder sehr simpel waren, der Kopf wird einfach an der Stelle auf- bzw. nach hinten geklappt, wenn die Puppe spricht (Wie bei Kasperlpuppen, ich hoffe, man kann sich das vorstellen). Aber der Rest des Kopfes war so aufwendig gestaltet: richtig gute Perücken, alle hatten unterschiedliche Haare. Und auch die Augen und Nasenpartie war bei allen Puppen so verschieden gearbeitet, also man hat sie nicht nur anhand der Haarfarbe oder Frisur auseinander gehalten, sondern die Gesichter waren, trotz der einfachen Münder, ganz charakteristisch.
Kino
In Flensburg gibt es im Deutschen Haus das Kino „51 Stufen“, ein kleines Programmkino, die immer am Mittwoch die Filme in Originalfassung zeigen.
„Living“ mit Bill Nighy war der erste Film, den ich dort gesehen habe. Das ist jetzt einer meiner Lieblingsfilme. Er ist so schön und so traurig!
Den kann ich auf jeden Fall empfehlen.
„Asteroid City“ von Wes Anderson habe ich mit Georg gesehen. Ein ganz bizarrer Film, sehr lustig und skurril. Vor allem die Farben haben mir gefallen, sehr knallig und grell. Der Film spielt in der Wüste, darum herrscht meistens ein helles, starkes Licht.
„Club Zero“ von Jessica Kaufmann war auch in Bezug auf die Bilder und Farben großartig. Vor ein paar Jahren habe ich „Little Joe“ von ihr gesehen, auch da hat sie so starke Farben eingesetzt. In „Club Zero“ gibt es auch oft geometrische Formen, wo dann zum Beispiel die Streifen der Wandverkleidung in gestreiftem Gewand aufgegriffen werden. Der Film ist insgesamt ein Kunstwerk, die Farben, Kameraführung und Musik greifen so fließend ineinander.
Die letzte Einstellung erinnert an ein berühmtes Gemälde (das wäre mir gar nicht aufgefallen, wenn Georg mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte), ich verrate jetzt aber nicht, welches.
Inhaltlich geht es um Ernährung – wenn man also mit Essstörungen zu tun hat, wäre ich mit dem Film vielleicht vorsichtig.
„Die Herrlichkeit des Lebens“ porträtiert Franz Kafka in seinen letzten Jahren. Schon ein berührender Film, mit sehr schönen Kostümen zum Beispiel. Ein bisschen gestört hat mich die Sprache, die mir ein bisschen gestelzt, vielleicht geschrieben statt gesprochen, vorgekommen ist. Dadurch habe ich mich nicht so ganz darauf einlassen können.
„Dream Scenario“ mit Nicolas Cage hat für mich eindeutig cringe-Momente gehabt, aber trotzdem hat er mir gefallen. Kurz gefasst geht es darum, dass ein Mann auf einmal in den Träumen anderer Menschen auftaucht, er wird richtig berühmt deswegen. Zuerst gefällt ihm die Aufmerksamkeit, aber natürlich dreht sichs irgendwann ins Unangenehme.
Nicolas Cage spielt meiner Meinung nach wirklich gut, das hat mich fast überrascht, weil ich schon lange keinen Film mehr mit ihm gesehen habe.
Es ist ein etwas unheimlicher und trotzdem immer wieder lustiger Film, mit überraschenden Wendungen.